Der Firmengründer Andreas Schuster war zunächst Mitarbeiter von Leopold Kohl, dessen Firma seit 1850 in Bautzen ansässig war. Es ist anzunehmen, dass A. Schuster dort auch seine Lehrjahre verbrachte. Im Jahre 1867 tauchte jedoch im Zusammenhang mit dem Orgelbau in Bärwalde bei Moritzburg bereits der Firmenname "Kohl & Schuster" auf, was darauf hinweist, dass A. Schuster bereits zu dieser Zeit eine führende Rolle bei Kohl einnahm.
1869 kam es bei Arbeiten an der Orgel der katholischen Kirche in Reichenau bei Zittau (heute Bogatynia/Polen) zu Kontakten zwischen der evangelischen Gemeinde im gleichen Ort und Andreas Schuster. Daraufhin machte sich A. Schuster im selben Jahr in Zittau selbstständig. Seine erste Arbeit war die Reperatur und Umdisponierung der Tamitius-Orgel in der Reichenauer evangelischen Kirche. Leider wurde diese Orgel nach 1945 umgesetzt (Ort unbekannt, Polen).
In den ersten Jahren hatte die Firma ihren Sitz in der Inneren Oybiner Straße in Zittau, später in der Turnhallenstraße außerhalb der Altstadt. 1884 fand die Firma auf der Löbauer Straße (jetzt Nummer 12) ihren endgültigen Sitz. Um 1900 kam es lediglich noch einmal zur Erweiterung der Werkstatträume (Foto links, zum Vergrößern anklicken), die bis vor kurzem den Betrieb beherbergten. Seit 2002 befindet sich dieser in Olbersdorf bei Zittau.
Die erste neue Orgel, die A. Schuster 1870 baute, steht in Großhennersdorf und wurde 1999 von der Firma A. Schuster & Sohn generalüberholt und in der ursprünglichen Disposition wiederhergestellt. Der erste vollständig erhaltene Orgelneubau ist die 1876 erbaute Orgel in Dürrhennersdorf, die 1994 anlässlich der 125-Jahr-Feier der Firma A. Schuster & Sohn generalüberholt wurde. Lediglich die Prospektpfeifen und zwei Register im Oberwerk waren bereits 1940 ausgetauscht worden.
Zwischen 1893 und 1899 konnte A. Schuster 6 Schleifladenorgeln in Jamaika und Surinam errichten, die alle erhalten sind und 1985 eine gründliche Überholung durch die Firma A. Schuster & Sohn erfuhren.
Seit dem Jahr 1900 war Georg Schuster sen. Betriebsinhaber und führte den Betrieb, nach dem Ausscheiden von Andreas Schuster aus Altersgründen im Jahre 1910, schließlich bis 1928 weiter.
Der Wirkungskreis, der sich bis jetzt auf die nähere Umgebung in der Oberlausitz, das jetzige Polen und Böhmen beschränkte, erweiterte sich vor allem in Richtung auf das Erzgebirge, wo einige Neubauten und größere Umbauten erfolgten.
In allen pneumatisch gesteuerten Schuster-Orgeln, die nach 1910/11 neu entstanden, sind Taschenladen zu finden. Diese Bauart wurde bis zur letzten pneumatischen Orgel im Jahr 1960 angewandt. In dieser Zeit entstanden die größten Schuster-Orgeln, wie z.B. 1930 die der Johanniskirche in Zittau, in der die größte Schuster-Orgel ihren Platz gefunden hat, und 1936 in der Kreuzkirche in Seifhennersdorf, wobei beide Orgeln bereits wieder von der Orgelbaufirma A. Schuster & Sohn instand gesetzt wurden.
Siegfried Schuster erlernte den Beruf des Orgelbauers in der elterlichen Firma, in der er bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges tätig war. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft arbeitete er bis 1947 bei der Firma Kemper in Lübeck, wo er seine Meisterprüfung absolvierte. Im Anschluss daran trat er in die Firma seines Vaters ein.
Im Jahre 1953 übernahm die Firma A. Schuster & Sohn den Betrieb und einen Mitarbeiter des Orgelbaumeisters Brandt, Magdeburg. Dieser Mitarbeiter, der Orgelbauer Erwin Lägel, führte mit Wohnsitz in Eilsleben die Betreuung von Orgeln im weiten Umkreis von Magdeburg im Auftrag der Firma Schuster fort.
Die erste größere Schleifladenorgel lieferte die Firma A. Schuster & Sohn in die Dresdner Nazarethkirche, wo sie bis heute ihren Dienst versieht. Seit 1957 werden fast ausschließlich Schleifladeninstrumente gebaut.
Mit dem Bau der Orgel für die Liebfrauenkirche in Halberstadt begann 1958 eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Herrn Fritz Leweke aus Halle/Saale, der seitdem die Gestaltung vieler Orgelneubauten der Firma Schuster übernahm.
Zahlreiche Orgelbauer und Orgelbaumeister gingen in den vielen Jahren ihres Bestehens aus der Firma A. Schuster & Sohn hervor. Einige blieben in Zittau, andere sind jetzt in verschiedenen Firmen tätig. Zuletzt legte Herr Benjamin Welde aus Zittau im Jahr 1992 erfolgreich die Meisterprüfung ab. Als Meisterstück entstand das Positiv für die Kapelle im Martinshof in Rothenburg an der Neiße. Herr Welde ist seit 1994 Inhaber der Firma A. Schuster & Sohn.
Mit der 1994 gefeierten Einweihung der neuen Orgel in der evangelischen Wallonerkirche in Magdeburg konnte die Firma A. Schuster & Sohn und Ihr damaliger Inhaber, Herr Orgelbaumeister Siegfried Schuster, auf 125 Jahre Orgelbautradition in Zittau zurückblicken.
Nach einem bis zum letzten Tag erfüllten Schaffen verstarb am 15. August 1994 Herr Orgelbaumeister Siegfried Schuster. Die Firma führt seitdem unter ihrem neuen Inhaber Herrn Orgelbaumeister Benjamin Welde, die Arbeit fort - bemüht, dem Anspruch des Namens "A. Schuster & Sohn" auch weiterhin als zuverlässiger Orgelbaubetrieb gerecht zu werden.